Ein Weg zu mehr Entspannung in der Partnerschaft.
Ein besseres Verständnis für den Partner und sich selbst.
„Sehen“ was ist, ohne unbefriedigende Kompromisslösungen.
Verborgene Dynamiken aufdecken, die im Alltag untergehen.
Lebenskräfte entdecken, eigene und gemeinsame.
Beziehungsintegrations-Prozess (BIP)
Wir alle sehnen uns nach einer tollen Beziehung, aber was heißt eine „tolle“ Beziehung? Sind das unsere Vorstellungen, Ideen und der Versuch uns eine Beziehung bzw. einen Partner auszumalen? Mit der Realität hat das wenig zu tun.
Das ist nichts Neues, denn so gehen wir auch mit uns selbst um, schauen nicht wer wir sind, sondern haben lediglich ein Bild von uns im Kopf, wie wir sein sollten. Wir orientieren uns bewusst oder unbewusst an den Bildern unserer modernen Gesellschaft, dem Mainstream von heute. Hier gilt es immer jung zu sein, mehr Geld, mehr Sex zu haben, alles muss schneller und optimaler laufen und am besten sofort.
Im Bezug auf die Beziehung heißt das: Alles ist gut solange es läuft. Ich spreche hier nicht über Verliebtheit, sondern über das, was danach kommt, wenn uns die Wirklichkeit einholt und die Liebe ins Spiel kommt.
Das Leben eines jeden von uns, unabhängig vom Partner, will sich ent-falten, es ist eine „Sehnsucht nach sich selbst“ (Wilfried Nelles). Wenn es zu Konflikten, Leiden und Verletzungen in der Beziehung kommt, dann meistens deshalb, weil durch den Partner das angetriggert wird, was wir verdrängt haben und ans Licht kommen will, unsere alten Muster. Die Vorstellung, das Leben „im Griff zu haben“, kommt hinzu und es gilt auch die Beziehung in den Griff zu bekommen.
Der Beziehungsintegrationsprozess (BIP) ist ein (in Anlehnung an den LIP) Aufstellungsformat für hetero-als auch homosexuelle Paare, die in einer längeren Paarbeziehung leben. Er bietet einen Rahmen, auf unsere Beziehung zu schauen und die Wirkung der dort verborgenen Lebenskräfte, bewusst wahrzunehmen. Es geht um ein wahrhaftiges einander Sehen der Partner, mit ihrem jeweiligen Ruf des Lebens und ihren persönlichen Potenzialen.
Im BIP geht es im Wesentlichen um die Potentiale ihrer gemeinsamen Beziehung, um das Eigene, das Beziehungsspezifische, das, was nur durch diese zwei Menschen entstehen konnte. Durch den BIP wird der Konflikt zwischen Nähe und Individualität, mit dem jeder der Partner bewusst oder unbewusst zu ringen hat, deutlich. Wie viel Nähe kann ich zulassen und wie viel eigenen Freiraum/Individualität brauche ich in der Beziehung?
Hier kommen wir auf die Echos der Lebensstufen der jeweiligen Partner zurück. Je nachdem, wie wir selbst „gestrickt“ und welche Echos von damals noch hallen, gestaltet sich unser Bedürfnis der Nähe und Individualität. Dies bestimmt auch das Ausmaß der Konflikte in unserer Partnerschaft.
Der BIP lädt zum Hinschauen ein, auch ohne die Anwesenheit unseres Partners, wobei es hier nicht um die Suche nach Schuldigen und unbefriedigenden Kompromisslösungen geht. Er bietet vielmehr die Möglichkeit, uns unsere Paarbeziehung und unseren Platz darin bewusst anzuschauen.
Dies alles zu sehen und sich davon berühren zu lassen, bringt eine Entspannung in die Partnerschaft, ein besseres Verständnis für den Partner und für uns selbst. Wir begreifen die Beziehung immer mehr als eine Spielwiese des Wachstums und unseren Partner als ein Geschenk für unsere innere Entfaltung und Bewusstheit.
Letztendlich geht es in der Beziehung wieder um unser Selbst. Je besser ich mich selbst kenne und auf der seelischen Ebene dem erwachsenen Bewusstsein nahe bin, desto weniger brauche ich meinen Konzepten und Vorstellungen nachzujagen. Es gilt viel mehr dem Leben, und im Bezug auf meine Beziehung, der Liebe zu folgen. So sind wir wieder auf uns zurückgeworfen. Jeder von uns trägt eine Summe von Erfahrungen mit sich und damit verbundene Überlebensmuster und Ängste, aus unseren verschiedenen vergangenen Lebensstufen (siehe LIP). Hinzu kommt das Einzigartige, was das Leben in uns hineingelegt hat und das sich ent-wickeln will, damit wir es in die Welt bringen. Dies alles nehmen wir mit in die Beziehung. Wir entwickeln ein bestimmtes Verhalten und haben auch bestimmte Erwartungen an unsere Beziehung und unserem Partner gegenüber.
Jede Lebensstufe wirkt durch uns mit ihren entsprechenden, spezifischen „Echos“ auf unser heutiges Erleben. Mit diesen Echos von damals sind wir alle identifiziert, jeder von uns, einer mehr einer weniger. Dies führt zu einer Verwechslung meines heutigen Erlebens mit dem von damals. Wir reagieren auf eine Situation, ein Verhalten unseres Partners, mit einer Reaktion von damals, ohne uns dessen bewusst zu sein. Jede dieser vergangenen Stufen hatte ihre eigene Art im Leben zu sein und ihre spezifischen Sehnsüchte.
Spezifisch für das Ungeborene im Mutterleib (1) ist die Symbiose mit der Mutter, das vollkommen ausgeliefert sein, ohne Wissen vom Leben nach der Geburt. Wer in der Verschmelzung mit dem Geliebten, vor allem ein Partnerideal sucht, sucht nach der Mutter und die Einheit mit ihr (siehe mehr hierzu W. Nelles „Die Welt in der wir leben“, S.70). Die Trennung bedeutet noch keinen Tod, aber sie fühlt sich für uns so an, weil das Ungeborene nichts vom Leben nach der Geburt weiß. Dies übertragen wir oft unbewusst auf unseren Partner und unsere Beziehungen, daher die Enttäuschung, aber die Wirklichkeit eines Erwachsenen sieht anders aus.
Das Kind (2) passt sich an seine Umgebung, die Bezugsperson, an und tut alles (brav sein etc.) um die Beziehung, die für das Kind existenziell ist, nicht zu verlieren. Heute als Erwachsene, in unserer Beziehung, tun wir alles und opfern uns, nur um den Partner glücklich zu machen und die Harmonie aufrecht zu erhalten. Falls mir das nicht gelingt, bekomme ich Panik, nehme alles persönlich und es fühlt sich gefährlich an. Ja, für das Kind von damals wäre das ein Desaster, aber für mich heute, geht die Welt nicht unter, obwohl es sich so dramatisch anfühlen kann. Das es so ist, muss mir erst bewusst werden.
Der Jugendliche (3) versucht seine Unsicherheit bzgl. seines Körpers und seiner Gefühle zu kontrollieren und Recht zu haben. Er lebt nach Vorstellungen und Ideen, so wie er selbst und seine Umwelt „sein soll“. Die Grenzen der Wirklichkeit, wie sie tatsächlich ist, lässt er nicht an sich ran. Echos dieser Lebensstufe im Bezug auf mein Beziehungsleben zeigen sich, indem wir einer Vorstellung nacheifern, wie meine Beziehung und mein Partner sein sollen. Es fällt uns schwer uns dem Partner gegenüber zu zeigen, so wie wir wirklich sind, ohne dabei das Gefühl zu haben die eigene Unabhängigkeit zu verlieren.
Alle diese Mechanismen waren uns eine Hilfe und sind für das Verhalten eines Kindes/Jugendlichen angemessen. Wir sind heute keine Kinder mehr, die den Situationen ausgeliefert und von den Eltern abhängig sind. Dies entspricht nicht mehr der heutigen Wirklichkeit, obwohl die Gefühle der Bedürftigkeit, der Machtlosigkeit und Abhängigkeit von damals noch schreien und Leiden verursachen.
Es stellt sich die Frage, was zu tun ist? Der Schmerz von damals wird durch den Partnern angetriggert und bietet uns die Gelegenheit, ihn anzuschauen. Wir kommen wieder auf uns zurück und realisieren, dass wir erwachsen sind und kein Kind mehr. Es gilt, das Leben, was sich aus uns ent-falten will, zu leben. Alles, was auftaucht, sein zu lassen, so wie es ist, mit Würde dem Kind von damals gegenüber. Das Leben selbst kann ich nicht kontrollieren oder daran „arbeiten“, es geschieht, ich kann nur darauf antworten, und es leben. Das gilt auch für meinen Partner, an dem ich nicht „arbeiten“ und ihn erziehen kann. Er ist wie er ist, genau so, wie ich bin, wie ich bin.
Auch an unserer Beziehung können wir nicht „arbeiten“, aber wir können auf die verborgenen Dynamiken bewusst hinschauen und erkennen. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass mit Dynamiken auch die freudigen und schönen verborgenen Lebenskräfte gemeint sind, die uns vielleicht im Laufe der Beziehung nicht mehr so präsent sind. Dabei geht es um eine Verbindung, die nicht unbedingt sichtbar und nicht in Worte zu fassen ist und in den therapeutischen Praxen sowie im Alltag oft untergeht. Die Liebe. Ohne Liebe wären wir nicht bis heute mit unserem Partner zusammen, auch wenn uns das nicht immer bewusst ist, vor allem in Zeiten einer Beziehungskrise.